Wenn wir Euch ein Hotel in Berlin empfehlen sollten, welches wäre das? Mhmm… Keine einfache Frage. Aber mit Sicherheit wäre das Hotel am Steinplatz unter unseren Top Five, denn das hübsche Schmuckstück besticht durch Historie, leckerstem Essen, insbesondere aber durch das professionelle und unglaublich warmherzige Personal. Ende Januar feierte das Hotel seinen 103. Geburtstag. Ein wahrer Insider!

GZSZ-Schauspielerin Ulrike Frank gehörte zu den Geburtstagsgästen des Hotel am Steinplatz (Credit: Henriette Becht)
Das Hotel am Steinplatz am Steinplatz 4 in Berlin-Charlottenburg wurde 1913 in Berlin von Max Zellermayer gegründet, der hier auch mit seiner Familie im obersten Stock wohnte. Zu Beginn wurden keine einzelnen Zimmer, sondern etagenweise vermietet. Schnell kamen die Schönen und Reichen, insbesondere aber auch die Intellektuellen, denn gleich im Untergeschoss war die legendäre Künstlerbar “Volle Pulle“. Unter anderem Heinrich Böll, Günther Grass, Romy Schneider und Brigitte Bardot trafen sich hier, tauschten sich aus und hatten es im Anschluss nicht weit zu ihrem nächtlichen Schlafgemach. Dieser Mix aus einem schönen, gepflegten Hotel und einer angesehenen Bar war das Besondere dieses Hauses. Ein Sohn des Gründers, Heinz Zellermayer, ist sogar dafür verantwortlich, dass die Sperrstunde in Berlin abgeschafft wurde.
Doch die Zeiten änderten sich: Irgendwann war das Hotel nicht mehr rentabel für die Familie Zellermayer. Es wurde verkauft und ein Seniorenheim zog 1979 für vier Jahre ein. Danach stand das Hotel leer. Es mussten noch ein paar Jahre vergehen, 30 Mio. Euro in die Renovierung investiert werden, als das Hotel dann 2013 wiedereröffnete. Manches hat sich geändert: Die “Volle Pulle” gibt es nicht mehr, dafür aber ein süßer, kleiner Spa-Bereich im Dachgeschoss mit Blick über Berlin.

Hotelleiterin Iris Baugatz und Stammgast Klaus Wowereit (Credit: Henriette Becht)
Doch so sehr sich die Zeiten geändert haben, manches ändert sich in diesem Gebäude nie. Da ist zum einen die Architektur, die nicht geändert wurde und auch nicht geändert werden durfte. Schließlich entstammt sie August Endells Feder, der auch schon für die Hackeschen Höfe verantwortlich war. So hält der Denkmalschutz schützend seine Hand über die Fassade des Gebäudes. Doch auch Hotelleiterin Iris Baugatz gedenkt sehr liebevoll und mit viel Bedacht der alten Zeiten: Während des Zweiten Weltkrieges konnte sich das Hotel beispielsweise dank eines eigenen Tomatenbeetes auf dem Dach und Ziegen im Hof selbst versorgen und den Betrieb weiterhin aufrecht erhalten. So gab auch Ziege Beate die Kaffeesahne. Daher überrascht heute eine kleine Praline aus Schokolade und Ziegenkäsecreme-Füllung die Gäste auf ihren Zimmern. Eine weitere Anekdote: Es gab Silberbesteck, das in den schwierigen Zeiten des Krieges von einigen Gästen einfach mitgenommen wurde. Um weiterem Diebstahl vorzubeugen wurde in den Stiel des Bestecks eingraviert: “Gestohlen im Hotel am Steinplatz”. Heute gibt es keine dieser Besteckteile mehr. Aber: Das Brotmesser sind alte Silbermesser, die teilweise auf Flohmärkten gekauft wurden.

Die Bar am Steinplatz erhielt erst vor kurzem den begehrten Mixology Bar Award 2017 (Credit: Hotel am Steinplatz)
Das Hotel am Steinplatz ist ein wahres, in sich ruhendes und wirklich sehr familiär geführtes Juwel in dieser anonymen, großen und lauten Stadt. Das ganze Interior ist mit viel Geschmack ausgewählt und erinnert mit Fotographien und kleinen Berlin-Sequenzen in den Gängen an die glamourösen 20er-Jahre. Darüber hinaus glänzt das Restaurant von Executive Chef Markus Zimmer (übrigens von den Berliner Meisterköchen zum “Aufsteiger des Jahres 2014” gekürt) mit Berliner Küche in modernem Gewand: Eisbeinpralinen ist nur eine der vielen leckeren Kreationen. Insbesondere der Business Lunch (Mo-Fr, 12.00 Uhr bis 14.30 Uhr, 2-Gänge-Menü inkl. Kaffeespezialität für 13.50 Euro pro Person) erfreut sich so noblen Anhängern wie dem ehemaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit. Und nicht zu vergessen: Das Team um Iris Baugatz ist um das Wohlergehen der Gäste mit viel Einfühlungsvermögen und mit viel Wärme bedacht – fast so als würde die Familie Zellermayer in ihnen weiterleben.