“Willkommen bei den Hartmanns” läuft diesen Donnerstag in den deutschen Kinos an. Es ist eine Komödie zum aktuell-politischen Flüchtlingsthema. Eine Komödie zu einem ernsten, hoch politisch und besonders emotionalen Thema – Kann das gelingen? Es gelingt! Und das grandios! 

Willkommen bei den Hartmanns

Der “Willkommen bei den Hartmanns”-Cast zur Premiere in München (Credit: facebook.com/willkommenbeidenhartmanns/)

Vorüberlegung

Oh ja, ich weiß, was Ihr jetzt denkt: “Eine Komödie zum Flüchtlingsthema?” Nun werden die einen sagen: “Wie geschmacklos dieses ernste Thema zu einer Komödie zu verarbeiten.” Andere werden meinen: “Nicht schon wieder dieses Thema! Muss das jetzt auch noch ins Kino?” Doch es wird bestimmt auch den ein oder anderen unter Euch geben, die sagen: “Ja, probieren wir es doch einmal aus und schauen uns diesen Film an.” Und so war auch ich in der Pressevoraufführung dieses deutschen Films mit Starbesetzung, allein getrieben von der Neugier, wie das klappen soll: Komödie zu einem mehr als ernsthaften Thema?

Geschichte

In Kürze: Der Film “Willkommen bei den Hartmanns” handelt von einer großbürgerlichen Familie, die einen Flüchtling aufnimmt. Er handelt von dem Clash der Kulturen, zwischen dem Nigerianer Diallo (Eric Kabongo) und seiner deutschen Gastfamilie, und den Problemen, die sich dabei stellen – in der Familie Hartmann selbst sowie auch in der Gemeinde. Aber natürlich ist dies viel zu kurz gegriffen. Der Film ist viel subtiler. Das neue Familienmitglied Diallo dient eigentlich vielmehr als Spiegel unserer eigenen dekadenten Welt, in der sich das Leben eigentlich um Nichtigkeiten dreht: Da ist die frischpensionierte Schuldirektorin Angelika Hartmann (Senta Berger), die auf der Suche nach einem neuen Sinn im Leben ist, seitdem die Kinder ausgezogen sind. Dann ist dort ihr Ehemann, gespielt von Heiner Lauterbach, einem Chefarzt einer Klinik, der sich mit dem Älterwerden nicht abfinden kann. Dann Sohn Philip (Florian David Fitz), Anwalt in einer Großkanzlei, der in Shanghai den Partnerstatus wittert und keine Zeit für seinen Sohn Basti hat (Marinus Hohmann). Der aber zockt viel lieber Ballerspiele oder geht in der HipHop-Szene ab, als gute Noten nach Hause zu bringen. Schließlich ist da noch Tochter Sophie (Palina Rojinski). Sie ist Anfang Dreißig, hat immer noch keinen Freund, geschweige denn einen Uni-Abschluss und quält sich gerade durch ihr x-tes Studienfach, nun Psychologie. Und in diese Welt gerät nun Diallo, der gerade seine Familie in Nigeria verloren hat und vor der Terrormiliz Boko Haram nach Deutschland flüchtete…und der angesichts dieser “Nichtigkeiten”, mit der sich die Familie Hartmann konfrontiert sieht, aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Der ganze Wahnsinn entpuppt sich in der so unglaublich starken Szene, in der Spross Basti seinem neuen Homie Computerspiele präsentiert, darunter ein Ballerspiel, das er mit voller Freude zockt. Daneben sitzt Diallo, der die Grausamkeit – wie sie das Spiel simuliert – erst vor kurzem am eigenen Leib miterlebt hat. Diallo ist fassungslos und greift zu einem Kinderspiel, in dem Bienchen herumfliegen.

Willkommen bei den Hartmanns

Drehbuchautor und Regisseur Simon Verhoeven umringt von Schauspielerin Palina Rojinski (links) und Schauspieler Elyas M’Barek (Credit: facebook.com/willkommenbeidenhartmanns/)

Das alles hört sich nicht besonders lustig, eigentlich vielmehr traurig an und der Film scheint damit ein wenig deplatziert, sogar geschmacklos. Doch Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Simon Verhoeven gelingt hier ein Kunststück: Er entwirft den Kontext derart grotesk-skurill, derart in Extremen, teilweise auch in Klischees, dass zum Schluss die Lächerlichkeit der ganzen Geschichte, der ganzen Situation überwiegt. Es zeigt die ganze Verzweiflung bei dieser Debatte, der Suche zwischen arm und reich, Vernunft und Wahnsinn, wahrem Problem und Nichtigkeiten, Ausland und Deutschland, links und rechts. Hinzu kommt ein großartiger Cast, der sich zwar aus den “üblichen Verdächtigen” wie Elyas M’Barek, Florian David Fitz oder Palina Rojinski zusammensetzt, der aber selten so unverkrampft spielt. Zum Schluss bleibt die Erkenntnis: Es gibt auf dieser Welt wirklich große Probleme. Doch in Deutschland sorgt man sich lieber um die Kleinigkeiten. Es ist eine einzige Komödie.

Fashion

Natürlich gibt es auch einen wunderbaren Fashion-Moment in dem Film. Die Berliner Designerin Malaika Raiss konnte sich nämlich mit einer hübschen Kette namens Carnation Army mehrmals ins Bild schummeln. Tochter Sophie trägt nämlich als Lieblingskette.

Fazit

Ein wunderbarer, unkomplizierter Film für die erwachsene Familie, der nicht nur zum Nachdenken anregt. Hut ab vor dem Drehbuch!

Willkommen bei den Hartmanns

Willkommen bei den Hartmanns startet morgen in den Kinos Credit: facebook.com/willkommenbeidenhartmanns/)

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